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Rede Nelson Mandelas

26. Juli 1991, anlässlich des achtunddreißigsten Jahrestags des Beginns der kubanischen Revolution veranstalteten Kundgebung auf Kuba.

Lieber Genosse Fidel Castro, Erster Sekretär der Kommunistischen Partei, Vorsitzender des Staatsrats und Regierungschef Kubas, Präsident der sozialistischen Republik Kuba, Oberbefehlshaber,
liebe kubanische Internationalistinnen und Internationalisten, die ihr so viel für die Befreiung unseres Kontinents getan habt,
liebe Kubanerinnen und Kubaner,
liebe Genossinnen und Genossen,
liebe Freundinnen und Freunde,

es ist mir eine große Freude und Ehre, heute hier sein zu dürfen, besonders an einem für die revolutionäre Geschichte Kubas so wichtigen Tag. Heute begeht ihr den achtunddreißigsten Jahrestag des Angriffs auf die Moncada-Kaserne. Ohne diese Aktion hätte es die Granma-Expedition, den Kampf in der Sierra Maestra und den großartigen Sieg am 1. Januar 1959 nie gegeben.

Kuba ist revolutionär, internationalistisch und ein Land, das viel für die Menschen in Afrika getan hat.

Wir haben lange darauf warten müssen, euer Land besuchen und die Sympathie, die wir für die kubanische Revolution und für die Rolle Kubas in Afrika, Südafrika und der Welt empfinden, zum Ausdruck bringen zu können.

Die kubanische Bevölkerung nimmt einen besonderen Platz in den Herzen der Afrikanerinnen und Afrikaner ein. Die kubanischen Internationalistinnen und Internationalisten haben einen Beitrag zur Verwirklichung von Unabhängigkeit, Freiheit und Gerechtigkeit in Afrika geleistet, der wegen seines entschlossenen und selbstlosen Charakters beispiellos ist.

Vom ersten Tag an war die kubanische Revolution eine Quelle der Inspiration für alle freiheitsliebenden Menschen. Wir bewundern die von den Kubanerinnen und Kubanern erbrachten Opfer bei der Erhaltung ihrer Unabhängigkeit und Souveränität angesichts einer bösartigen imperialistisch geprägten Kampagne zur Zerstörung der beeindruckenden Errungenschaften der kubanischen Revolution.
Auch wir wollen über unser Geschick selbst bestimmen. Wir wollen, dass die Menschen Südafrikas ihre Zukunft gestalten und dass sie nach dem Ende der Apartheid ihre uneingeschränkten demokratischen Rechte dauerhaft wahrnehmen. Wir wollen nicht, dass die Beteiligung der Bevölkerung mit der Beseitigung der Apartheid endet. Wir wollen, dass der Augenblick der Befreiung den Weg zu einer tiefgehenden Demokratisierung eröffnet.

Wir bewundern die Errungenschaften der kubanischen Revolution auf dem Gebiet der sozialen Wohlfahrt. Wir registrieren die Verwandlung eines Landes der aufgezwungenen Rückständigkeit zu einem Land der allgemeinen Bildung. Wir würdigen eure Fortschritte in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Wissenschaft.

Von euren Erfahrungen können wir viel lernen. Besonders berührt uns eure Anerkennung der historischen Verbindungen mit dem afrikanischen Kontinent und den dort lebenden Menschen. Euer beharrlicher Einsatz für die systematische Beseitigung des Rassismus ist beispiellos.

Aber die wichtigste Lehre, die ihr uns geben könnt, ist die, dass man ungeachtet der Widerstände oder der Schwierigkeiten, mit denen man zu kämpfen hat, niemals aufgeben darf! Es geht um Freiheit oder Tod!

Ich weiß, dass euer Land derzeit mit zahlreichen Problemen konfrontiert ist, doch wir sind überzeugt, dass die widerstandsfähige kubanische Bevölkerung sie überwinden wird, so wie sie anderen Ländern geholfen hat, ihre zu überwinden. Wir wissen, dass das revolutionäre Feuer von heute vor langer Zeit entfacht wurde und das dieses Feuer von vielen frühen Kämpferinnen und Kämpfern für die Freiheit Kubas und im Grunde auch für die Freiheit aller unter imperialistischer Vorherrschaft Leidenden geschürt wurde.

Auch wir sind inspiriert vom Leben und Beispiel José Martís, der nicht nur auf Kuba und in Lateinamerika ein Held ist, sondern von allen für Freiheit Kämpfenden verdientermaßen verehrt wird.

Wir verehren ebenfalls den großen Che Guevara, dessen revolutionäre Taten, auch auf unserem Kontinent, zu mächtig waren, als dass sie durch irgendwelche Gefängniszensoren vor uns hätten verheimlicht werden können. Ches Leben ist ein Ansporn für alle freiheitsliebenden Menschen. Wir werden sein Andenken für immer in Ehren halten.

Wir stehen hier voller Demut und verspüren eine tiefe Rührung. Wir stehen hier und sind uns unserer großen Schuld gegenüber den Kubanerinnen und Kubanern bewusst. Welches andere Land kann auf eine größere Selbstlosigkeit verweisen, als sie Kuba in seinen Beziehungen mit Afrika bewiesen hat?
Wie viele Länder der Welt profitieren von kubanische Hilfe im Gesundheits- und Bildungswesen? Wie viele Kubanerinnen und Kubaner sind in Afrika tätig? Gibt es irgendein Land, das kubanische Hilfe erbeten und nicht erhalten hat?

Wie viele unter der imperialistischen Bedrohung stehenden oder für nationale Befreiung kämpfenden Länder konnten auf kubanische Unterstützung zählen? Im Gefängnis habe ich zum ersten Mal von der massiven Hilfe gehört, die die internationalistischen kubanischen Streitkräfte Angola zuteilwerden ließen, als die angolanische Bevölkerung sich 1975 dem Angriff einer Koalition aus Südafrika, der von der CIA finanzierten FNLA, Söldnern, der UNITA und Zaire ausgesetzt sah.
In Afrika sind wir es gewohnt, Opfer von Ländern zu sein, die unsere Territorien aufteilen oder unsere Souveränität untergraben wollen. Es ist ein einmaliges Ereignis in der afrikanischen Geschichte, dass Menschen eines anderen Landes zur Verteidigung eines der unseren aufstehen.
Wir wissen, dass diese Aktion auf Kuba allgemeine Zustimmung fand. Uns ist auch bewusst, dass diejenigen, die in Angola kämpften und starben, nur einen kleinen Teil aller Freiwilligen ausmachten. Für die Kubanerinnen und Kubaner ist Internationalismus nicht nur ein Wort, sondern etwas, was vor unseren Augen zum Wohl großer Teile der Menschheit praktiziert wurde.
Wir wissen, das die kubanischen Truppen kurz nach Abwehr der Invasion von 1975 wieder abziehen wollten, dass aber die fortdauernden Aggressionen Pretorias das unmöglich machten. Eure Anwesenheit und der Einsatz eurer Truppen in der Schlacht bei Cuito Cuanavale war von wahrhaft historischer Bedeutung.
Die vernichtende Niederlage der rassistischen Armee bei Cuito Cuanavale war ein Sieg für ganz Afrika!
Der überwältigende Sieg über die rassistische Armee bei Cuito Cuanavale eröffnete Angola die Möglichkeit, Frieden zu erlangen und seine Souveränität zu festigen.
Infolge der Niederlage der rassistischen Armee konnte schließlich auch die Bevölkerung Namibias ihre Unabhängigkeit erringen.

Die entscheidende Niederlage der Aggressoren des Apartheidregimes machte dem Mythos von der Unbesiegbarkeit der weißen Unterdrücker ein Ende!
Die Niederlage der Apartheidsarmee war ein Ansporn für die innerhalb Südafrikas kämpfenden Menschen!
Ohne den Sieg bei Cuito Cuanavale wäre das Verbot unserer Organisationen nicht aufgehoben worden!
Die Niederlage der rassistischen Armee bei Cuito Cuanavale hat es ermöglicht, dass ich heute hier sein kann!
Cuito Cuanavale war ein Meilenstein in der Geschichte des Kampfs für die Befreiung des südlichen Afrikas!
Cuito Cuanavale war ein Wendepunkt im Kampf für die Befreiung des Kontinents und unseres Landes von der Geißel der Apartheid!

Apartheid hat nicht erst gestern begonnen. Die rassistische Vorherrschaft der Weißen reicht dreieinhalb Jahrhunderte zurück zu dem Moment, als die ersten weißen Siedler anfingen, die Khoi, die San und andere afrikanische Völker – die Ureinwohner unseres Landes – zuerst zu spalten und später zu unterwerfen.
Der Unterwerfungsprozess löste sofort eine Reihe von Verteidigungskriegen aus, die wiederum zu unserem Kampf für nationale Befreiung führten. Trotz widrigster Umstände versuchten Afrikanerinnen und Afrikaner, an ihrem Land festzuhalten. Doch die materielle Basis der kolonialistischen Aggressoren und ihr dauerhafter Einsatz von Feuerwaffen besiegelten schließlich die Niederlage der Stammesgemeinschaften.

Diese Widerstandstradition lebt fort als Ansporn für unsere heutigen Kämpfe. Wir ehren noch heute den Namen des großen Propheten und Kriegers Makana, der 1819 bei dem Versuch, aus dem Gefängnis von Robben Island zu fliehen, ums Leben kam, und die Namen Hintsas, Sekhukhunes, Dinganes, Moshoeshoes, Bambathas und anderer Helden des frühen Widerstands gegen die koloniale Eroberung.

Vor diesem Hintergrund der Landnahme und Eroberung wurde 1910 die Südafrikanische Union gegründet. Oberflächlich betrachtet wurde Südafrika ein unabhängiger Staat, doch in Wirklichkeit ging die Macht von den britischen Eroberern an Weiße über, die sich im Land angesiedelt hatten. In der neuen Südafrikanischen Union war es ihnen möglich, der rassistischen Unterdrückung und der wirtschaftlichen Ausbeutung von Schwarzen feste Formen zu geben.
Nach Gründung der Union gab die Verabschiedung des Land Act, das die Legalisierung der Landnahmen des neunzehnten Jahrhunderts zum Inhalt hatte, den Anstoß zu einem Prozess, der zur Gründung des African National Congress (ANC) am 8. Januar 1912 führte.

Ich werde euch jetzt nicht die Geschichte des ANC erzählen. Es sei nur gesagt, dass der ANC in den achtzig Jahren seines Bestehens eine Entwicklung durchgemacht hat, die anfangs geprägt war von dem Ziel, die afrikanischen Völker zu vereinen, und ihn später zur führenden Kraft im Kampf der unterdrückten Massen für ein Ende des Rassismus und die Errichtung eines nichtrassistischen, nichtsexistischen und demokratischen Staates werden ließ.

In den Anfangstagen nur eine kleine Gruppe von Akademikern und Führern, entwickelte sich der ANC zu einer echten Massenorganisation.
Seine Ziele änderten sich; zunächst ging es darum, das Los von Afrikanerinnen und Afrikanern zu erleichtern, und später darum, ganz Südafrika grundlegend umzugestalten und in einen demokratischen Staat für alle zu verwandeln.
Seine Methoden zur Erreichung der weiter gehenden Ziele haben ihm über die Jahre mehr und mehr den Charakter einer Massenorganisation verliehen, was die zunehmende Einbindung der Massen in den ANC und in vom ANC geführte Kampagnen widerspiegelt.

Manche verweisen bisweilen auf die anfänglichen Ziele des ANC und seine ursprüngliche Zusammensetzung, um anzudeuten, dass er eine reformistische Organisation war. In Wahrheit trug der ANC schon bei seiner Entstehung ausgeprägte revolutionäre Züge.
Die Gründung des ANC war der erste Schritte zur Schaffung einer neuen südafrikanischen Nation. Diese Position wurde nach und nach entwickelt und ging sechsunddreißig Jahre später in die Freiheitscharta ein, in der es heißt: "Südafrika gehört allen, die dort leben, Schwarzen wie Weißen.“ Das war eine eindeutige Ablehnung des bestehenden rassistischen Staates und eine Bekräftigung der einzigen für uns annehmbaren Alternative, bei der Rassismus und seine Strukturen schließlich beseitigt wären.

Die Reaktion des Staates auf unsere berechtigten demokratischen Forderungen bestand bekanntlich unter anderem darin, unsere Führer des Hochverrats zu beschuldigen und, Anfang der 1960er Jahre, willkürliche Massaker anzurichten. Diese Vorgehensweise und das Verbot unserer Organisationen ließen uns keine andere Wahl, als das zu tun, was jede mit Selbstachtung ausgestattete Bevölkerung, einschließlich der kubanischen, getan hat – nämlich zu den Waffen zu greifen, um unser Land den Rassisten aus der Hand zu reißen.

Ich muss hinzufügen, dass wir, als wir zu den Waffen greifen wollten, zahlreiche westliche Regierungen kontaktierten und stets nur niedere Beamte zu Gesicht bekamen. Als wir Kuba besuchten, wurden wir von den höchstrangigen Personen empfangen und und es wurde uns unverzüglich alles Gewünschte und Notwendige zugesagt. Das war unsere erste Erfahrung mit dem kubanischen Internationalismus.

Wir waren ganz und gar nicht scharf darauf, zu den Waffen zu greifen. Das Apartheidregime zwang uns dazu. Eine friedliche Lösung des Apartheidkonflikts wäre uns stets lieber gewesen.

Die gemeinsamen Kämpfe der Menschen innerhalb des Landes, aber auch der sich ausweitende internationale Kampf gegen Apartheid in den 1980er Jahren schufen die Möglichkeit, den Konflikt auf dem Verhandlungsweg zu lösen. Die entscheidende Niederlage bei Cuito Cuanavale veränderte das Kräfteverhältnis in der Region und verringerte die Fähigkeit des Regimes in Pretoria, die Nachbarländer zu destabilisieren, beträchtlich. Das alles ließ Pretoria schließlich zu der Einsicht gelangen, dass Gespräche notwendig waren.

Der ANC initiierte den aktuellen Friedensprozess, der, so hoffen wir, zu einer Übertragung der Macht auf die Bevölkerung führen wird. Wir haben diesen Prozess nicht eingeleitet mit der Absicht, andere Ziele zu verfolgen als zur Zeit des bewaffneten Kampfs. Nach wie vor streben wir die Umsetzung der Forderungen der Freiheitscharta an und wir werden uns mit nichts weniger zufriedengeben.

Die Verhandlungen werden nur dann Erfolg haben, wenn das Apartheidregime begreift, dass es ohne Freiheit keinen Frieden geben wird und dass wir unsere berechtigten Forderungen nicht wegdiskutieren lassen. Es muss sich im Klaren darüber sein, dass wir jeden Verfassungsentwurf, der auf die Erhaltung weißer Privilegien abzielt, ablehnen werden.

Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass wir der Regierung diese Dinge nicht haben begreiflich machen können, und wir machen sie darauf aufmerksam, dass wir, falls sie sich taub stellt, alles in unserer Macht Stehende tun werden, um sie zu überzeugen.
Diese Macht ist die Macht der Bevölkerung, und wir sind überzeugt, dass die Massen uneingeschränkte Rechte in einem nichtrassistischen, nichtsexistischen und demokratischen Südafrika nicht nur fordern, sondern auch erlangen werden.

Allerdings streben wir ein bestimmtes Ziel nicht nur an, wir zeigen auch einen bestimmten Weg zu seiner Erreichung, und auf diesem Weg wird die Bevölkerung von Anfang bis Ende einbezogen. Wir wollen nicht über die Köpfe der Menschen hinweg eine Vereinbarung abschließen, die sie dann nur noch abzunicken haben. Dagegen sträubt sich die Regierung mit allen Mitteln, weil die Art und Weise, wie eine Verfassung entsteht und wie Verhandlungen geführt werden, eng mit der Frage verbunden ist, ob ein demokratisches Ergebnis herauskommt oder nicht.
Die gegenwärtige Regierung will während des gesamten Übergangsprozesses im Amt bleiben. Das ist unserer Ansicht nach inakzeptabel. Die Regierung verfolgt bestimmte Verhandlungsziele. Sie darf ihre Regierungsmacht nicht dazu nutzen können, ihre eigene Sache und die ihrer Verbündeten zu fördern und gleichzeitig den ANC zu schwächen.
Doch genau das tut sie. Das Verbot des ANC wurde aufgehoben, doch wir arbeiten unter Bedingungen, die sich grundlegend von denen anderer Organisationen unterscheiden. Wir genießen nicht die gleiche Organisationsfreiheit wie Inkatha und andere mit dem Apartheidregime verbündete Organisationen. Unsere Mitglieder werden schikaniert und sogar getötet, unsere Versammlungen und Märsche häufig behindert.
Wir denken, dass der Übergangsprozess von einer Regierung kontrolliert werden muss, die nicht nur in der Lage und gewillt ist, die Bedingungen für eine freie politische Betätigung zu schaffen und aufrechtzuerhalten. Sie muss bei ihrem Handeln auch das Ziel verfolgen sicherzustellen, dass der Prozess zu nichts anderem als zur Schaffung einer echten Demokratie führt.
Die gegenwärtige Regierung hat sich als recht unwillig oder unfähig erwiesen, für eine geeignete Verhandlungsatmosphäre zu sorgen. Sie bricht Vereinbarungen über die Freilassung politischer Häftlinge und die Rückkehr Exilierter. In letzter Zeit hat sie die Entstehung einer Situation hingenommen, in der eine Welle des Terrors und der Gewalt über die afrikanischen Gemeinden und den ANC als Organisation hereinbrach.

Seit 1984 wurden zehntausend und allein in diesem Jahr zweitausend Menschen ermordet. Wir haben stets gesagt, dass die Regierung, die sich ihrer professionellen Polizei rühmt, absolut in der Lage sei, die Gewalt zu beenden und die Straftäter zu verfolgen. Sie ist nicht nur unwillig, wir haben mittlerweile auch überzeugende und in unabhängigen Zeitungen veröffentlichte Beweise für ihre Verstrickung in die Gewalttaten.
Die Gewalt ist Bestandteil systematischer Bestrebungen, den Einfluss Inkathas als eines potenziellen Bündnispartners der National Party zu erhöhen. Es gibt jetzt überzeugende Beweise dafür, dass Inkatha von der Regierung mit Geldmitteln – das heißt Steuergeldern – ausgestattet wird.

All das beweist die Notwendigkeit, eine Interimsregierung der nationalen Einheit zur Überwachung des Übergangsprozesses einzusetzen. Für diese heikle Periode brauchen wir eine Regierung, die das Vertrauen breiter Bevölkerungsschichten genießt und die sicherstellt, dass der Prozess nicht von Konterrevolutionären gestört werden kann und die Ausarbeitung einer Verfassung in einer von Repression, Einschüchterung und Angst freien Atmosphäre erfolgen kann.

Die Ausarbeitung der Verfassung muss unserer Meinung nach so demokratisch wie möglich erfolgen. Aus unserer Sicht kann das am besten dadurch erreicht werden, dass eine verfassunggebende Versammlung gebildet wird, deren Mitglieder gewählt und mit dem Auftrag ausgestattet werden, eine Verfassung zu entwerfen. Manche Organisationen bestreiten die Behauptung des ANC, die Organisation mit dem größten Rückhalt in der Bevölkerung im Land zu sein. Nun gut, sollen sie den Grad ihrer Unterstützung in einer Wahl beweisen.
Um zu gewährleisten, dass die einfache Bevölkerung in den Prozess einbezogen wird, verbreiten und diskutieren wir unseren eigenen Vorschläge für eine Verfassung und einen Grundrechtekatalog. Sie sollen innerhalb unseres Bündnisses – ANC, Kommunistische Partei Südafrikas und Südafrikanischer Gewerkschaftsbund – sowie von der gesamten Bevölkerung diskutiert werden. Auf diese Weise werden die Menschen, die den ANC als ihren Repräsentanten in eine verfassunggebende Versammlung wählen, nicht nur erfahren, wofür der ANC eintritt, sondern auch, welche Art Verfassung er anstrebt.
Selbstverständlich werden diese Vorschläge auf der Grundlage der Konsultationen mit unseren Mitgliedern, den Bündnispartnern und der Bevölkerung überprüft werden. Wir wollen eine Verfassung schaffen, die ein Höchstmaß an Unterstützung, Loyalität und Achtung genießt. Das kann nur gelingen, wenn wir wirklich auf die Menschen zugehen.

Es wurden verschiedene Versuche unternommen, den ANC zu schwächen und zu destabilisieren mit dem Ziel, diese berechtigten Forderungen zu streichen. Am schlimmsten sind dabei die Gewaltakte, doch es gibt auch andere, hinterhältigere Methoden. Zurzeit kursiert so etwas wie eine fixe Idee bei der Presse, unseren politischen Gegnern und vielen westlichen Regierungen hinsichtlich unserer Verbindung zur Kommunistischen Partei Südafrikas. In Zeitungen wird ständig über die Anzahl der Kommunistinnen und Kommunisten in unserem Vorstand spekuliert und behauptet, dass wir von der Kommunistischen Partei gesteuert würden.
Der ANC ist keine kommunistische Partei, sondern eine breite Befreiungsbewegung, der Kommunistinnen und Kommunisten sowie Nichtkommunistinnen und Nichtkommunisten angehören. Jeder Mensch, der ein loyales Mitglied des ANC ist und der dessen Regeln und Grundsätze anerkennt, hat ein Recht darauf, der Organisation anzugehören.
Unsere Beziehung zur Kommunistischen Partei Südafrikas als Organisation beruht auf gegenseitigem Respekt. Uns verbinden gemeinsame Ziele, doch wir respektieren die jeweilige Unabhängigkeit und Identität. Vonseiten der Kommunistischen Partei Südafrikas gab es keinen wie auch immer gearteten Versuch, den ANC zu unterwandern. Im Gegenteil, aus der Verbindung ziehen wir Stärke.
Wir haben nicht die Absicht, auf den Rat derjenigen zu hören, die uns das Ausscheiden aus diesem Bündnis nahelegen. Wer erteilt diesen unerbetenen Rat? Hauptsächlich Personen, die uns noch nie irgendwie unterstützt haben. Keine dieser Personen hat jemals solche Opfer für unseren Kampf erbracht, wie Kommunistinnen und Kommunisten es getan haben. Durch diese Allianz werden wir gestärkt. Wir werden sie noch festigen.

Unser Kampf befindet sich in einer Phase, wo der Sieg in Sicht ist. Aber wir müssen dafür sorgen, dass uns dieser Sieg nicht entrissen wird. Wir müssen dafür sorgen, dass das rassistische Regime bis zum Ende äußersten Druck verspürt und begreift, dass es weichen muss, dass der Weg zu Frieden, Freiheit und Demokratie unwiderstehlich ist.
Deshalb müssen Sanktionen aufrechterhalten werden. Jetzt ist nicht die Zeit, das Apartheidregime zu belohnen. Warum sollte es dafür belohnt werden, Gesetze abzuschaffen, die etwas begründen, was als internationales Verbrechen anerkannt ist? Apartheid regiert immer noch. Das Regime muss gezwungen werden, sie abzuschaffen. Erst wenn dieser Prozess unumkehrbar geworden ist, können wir an eine Verringerung des Drucks denken.

Wir sind sehr besorgt über die Haltung, die die Regierung Bush in dieser Frage einnimmt. Sie war eine der wenigen Regierungen, die wegen der Frage der Sanktionen in regelmäßigem Kontakt mit uns stand, und wir erklärten, dass eine Aufhebung der Sanktionen verfrüht sei. Dennoch teilte uns diese Regierung ohne vorherige Konsultation lapidar mit, dass die amerikanischen Sanktionen aufgehoben würden. Wir halten das für völlig inakzeptabel.

Angesichts solcher Vorfälle schätzen wir unsere Freundschaft mit Kuba äußerst hoch. Als Du, Genosse Fidel, gestern sagtest, dass unsere Sache Deine Sache sei, wusste ich, dass dieses Äußerung aus tiefstem Herzen kam und dass sie dem Empfinden der gesamten Bevölkerung des revolutionären Kubas entspricht.

Wir stehen zusammen, weil unsere beiden Organisationen, die Kommunistische Partei Kubas und der ANC, für die unterdrückten Massen kämpfen und erreichen wollen, dass diejenigen, die den Reichtum produzieren, auch seine Früchte genießen. Euer großer Apostel José Martí sagte: "Mit den Armen der Erde will ich mein Los teilen.“

Wir vom ANC werden immer auf der Seite der Armen und Rechtlosen stehen. Wir stehen nicht nur auf ihrer Seite, wir wollen auch schnellstmöglich erreichen, dass sie das Land ihrer Geburt regieren, so wie es die Freiheitscharta bestimmt: "Die Bevölkerung wird regieren.“ Und wenn dieser Augenblick gekommen ist, wird das nicht nur unseren Anstrengungen geschuldet sein, sondern auch der Solidarität und der Unterstützung der großartigen kubanischen Bevölkerung.

Ich kann meine Ausführungen nicht beenden, ohne auf ein Ereignis hinzuweisen, das ihr alle bezeugen könnt. Genosse Fidel Castro hat mir die höchste Auszeichnung verliehen, die dieses Land zu vergeben hat. Diese Auszeichnung beschämt mich, weil ich sie nicht verdient zu haben glaube. Es ist eine Auszeichnung, die den Menschen zusteht, die ihre Freiheit bereits gewonnen haben. Doch es ist eine Quelle der Kraft und der Hoffnung, dass die Auszeichnung in Anerkennung der Tatsache verliehen wird, dass die Menschen Südafrikas aufrecht stehen und für ihre Freiheit kämpfen. Wir hoffen sehr, dass wir uns in naher Zukunft des mit der Auszeichnung verbundenen Vertrauens als würdig erweisen.
Lang lebe die kubanische Revolution!
Lang lebe Genosse Fidel Castro!

Ein paar klärende Sätze

Ich muss nicht Verständnis aufbringen für die Sorgen und Ängste von Menschen, die offenbar zu kalt und gefühlsverarmt sind, um zu erkennen, welche Ängste ihre instinktlosen Demonstrationen bei Flüchtlingen und Einwanderern auslösen.

Ich muss nicht verstehen, warum Jahre nach dem Mauerfall Menschen gegen Ausländer auf die Straße gehen, nur weil sie nach über zwei Jahrzehnten nicht kapiert haben, womit Deutschland sein Geld und seinen Wohlstand verdient: mit Internationalität.

Ich muss nicht ertragen, dass eine Demonstrantin in Dresden in die Kamera spricht: “Wir sind nicht ’89 auf die Straße gegangen, damit die jetzt alle kommen” während sie so aussah, als sei sie ’89 nur auf die Straße gegangen, um bei ihrem Führungsoffizier die zu verpfeifen, die wirklich gingen. Diese Demonstrationen “Montagsdemonstrationen” zu nennen, ist eine weitere Instinktlosigkeit gegenüber denjenigen, die ’89 für Freiheit und offene Grenzen auf die Straße gingen.

Ich muss nicht akzeptieren, dass Menschen, die seit Jahrzehnten direkt und indirekt Transferleistungen in bisher ungekannten Höhen entgegengenommen haben, nun nicht einmal Flüchtlingskindern ein Dach über dem Kopf gönnen.

Ich muss nicht wie CSU und manche in der CDU die Fehler vor allem dieser beiden Parteien aus den 60er bis 90er Jahren wiederholen und diesen eiskalten Demonstranten auch noch verbale Zückerchen zuwerfen – von AfD und der anderen braunen Brut ganz zu schweigen.

Ich muss nicht christlich sein zu Menschen, die angeblich die christliche Tradition verteidigen, um dann ausgerechnet zur Weihnachtszeit Hass und Ausgrenzung zu predigen.

Ich muss nicht nach Ursachen suchen, um den niedersten Instinkt, zu dem die menschliche Rasse fähig ist, zu erkennen: Das Treten nach unten und das Abwälzen persönlicher Probleme und Unfähigkeiten auf willkürlich ausgewählte Sündenböcke.

Ich muss nicht ertragen, dass Menschen, die seit Jahren den Hintern nicht bewegt bekommen, ausgerechnet dann aktiv werden, wenn es gegen Minderheiten geht.

Ich muss nicht daran erinnern, dass die deutschen sozialen Sicherungssysteme jedes Jahr Milliarden EUR netto durch Einwanderer und deren Nachfahren eingenommen haben – und dass diese Gelder am Ende dem hetzenden Pöbel auch noch die Rente zahlen werden.

Ich muss nicht diplomatisch sein, sondern so, wie noch viel mehr Menschen in Deutschland sein sollten, offensiv:

Braune Brut von Deutschland: Ihr seid die Schande Deutschlands.
Unbarmherzig, hasserfüllt, menschenfeindlich und aus ganzem Herzen verachtenswert.