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Aber es gibt auch andere Stimmen
Offener Brief an Barack Obama aus Dubai
von AIJAZ ZAKA SYED, veröffentlicht am 12. November 2008 in Middel East Time
Sehr geehrter designierter Präsident Obama
Saalam, ich bin mir nicht sicher, ob dieser Wunsch Euch jemals vor die Augen kommt.
In dieser Zeit, an der die gesamte Welt an einem Wendepunkt für die Zukunft steht und für jeden, der mit einem andern Menschen über Ihren kometenhaften Sieg spricht, scheint es erleichternd zu sein, so dass man jetzt einander das Herz über die Emotionen der Menschen im Mittleren Osten ausschüttet. Aber schreiben muss ich. Und ich hoffe bei Gott, dass dieses Schreiben den Weg zu Ihrem Schreibtisch findet.
Ist es nicht jetzt so, dass die Menschen glauben, dass es im Besonderen gerade für Sie eine grosse Gelegenheit ist, die bestehenden Umstände zum Besseren zu wenden.
Es besteht die Möglichkeit, dass ich mich für meinen naiven Idealismus und Wagemut zur Hoffnung lächerlich mache.
Die Tagesordnung der regierenden Superkraft wird auch tausend von Meilen entfernt in Dubai ihre Wirkung zeigen.
Aber es kann nichts schaden, nicht wahr? Davon abgesehen, nach Ihrem persönlichen unglaublichen Sieg, getragen auf einer Welle von Idealismus und Hoffnung. Sie wären heute nicht an diesem Platz ohne Idealismus und Glauben und unglaubliche Kraft von Träumen.
Diese Ihre Kraft war es, die den knochigen Kerl mit dem lustigen Namen aus dem Weissen Haus vertrieben hat.
Aber jetzt müssen Sie sich bewusst werden, dass die Amerikaner und der Rest der Welt extrem hohe Erwartungen an Sie haben. Diese Hoffnungen sind nur natürlich in Anbetracht dessen, was die Welt während der vergangenen acht Jahre durch den bisher gültigen Amtsinhaber erduldet hat.
Ihr Vorgänger hat es irgendwie gemanaget, dass sich die ganze Welt gegen Amerika zusammen getan hat. Das ist eine kontinuierliche Leistung gewesen wie zu Zeiten Richard Nixons.
Von der totalen Zerstörung des Iraks bis zur Schande von Abu Gharib, vom Spionieren der Amerikaner bis zur Entführung von Unschuldigen durch die CIA, und vom Vernichten hunderter Zivilisten in feindliche Gefechten bis hinunter zur Höhle mit Namen Guantanamo Bay.
Diese Administration war gewaltätig und unzulänglich für neuen Ideen und Menschenwürde.
Aber diese Missstände können Sie Ihrem Vorgänger zuschreiben, er ist hier genau so desinteressiert an den Regierungsgeschäften wie zu Hause auch. So vor einiger Zeit gegenüber New Orleans, die Geburtsstätte des Jazz, als der Hurrikan Katrina eine Verwüstung anrichtete, da gingen die Führer der freien Welt "biken“.
Und nun die Wirtschaftskrise. Man schläft während die Wall Street brennt.
Sehr geehrter designierter Präsident Obama, die Amerikaner haben Sie gewählt in der Hoffnung, Sie werden in der Lage sein, dass Bushfeuer zu löschen. Sie vertrauen darauf, dass Sie dieses spektakuläre Kasino reinigen.
Mit Ihrer Wahl können Sie mit einem Schlag die weltweite Auffassung über Amerika verändern, und den Glauben an das Land der Freiheit wieder herstellen. Denn im Grunde sind wir mit tieftsen Gefühl alle Amerikaner und lieben das freie Amerika, dass einst Halt und Platz für die Menschen bot. Nach Ihrer gewählten Legitimation, als Sie sich in Ihrer Ansprache in Chigaco in dieser aufgewühlten Wahlnacht über den Zustand der Welt auseinander setzten, sagten Sie, dass alle Dinge in Amerika möglich sind. Die Grundlage für Ihren Sieg waren die Hoffnungen und Erwartungen der Menschen, die auf Grund der Ansprache erneut in und ausserhalb Amerikas genährt wurden. Ihr Gesicht war beeindruckend und zeugte von Herausforderung, die Dinge zu meistern.
Sie sind nach alle dem gesegnet, Barack, in Arabien, Sie müssen wissen, auch Möglichkeiten segnen. Vielleicht gibt es einen Plan für Ihre Entscheidungen in diesem schwierigsten von allen Jobs, ich bin mir sicher, Sie können es und werden mit erfolgreichen Verhandlungen Ihr grosses Land durch das Minenfeld schwieriger Zeiten bringen.
Wenn irgend jemand diese entmutigende Aufgabe , die Amerika und die Welt umfassen, meistern kann, dann sind Sie es. Ihr ungewöhnlicher Lebenslauf ist eine Feier für die Kühnheit der Hoffnungen. Deshalb ist ermutigend zu sehen, mit welcher aussergewöhnlichen Bereitwilligkeit Sie Amerika zurückholen wollen auf seinen Weg.
Sie übernehmen jetzt formell von George W. Bush das Amt. Sie haben bereits Ihr Team an Ort und Stelle und werden entgegengesetzte Anordnungen zu den vielen katastrophalen politischen Massnahmen dieser Administration treffen.
Aber Ihre Verantwortung endet nicht in Amerika. Denn es war eine Botschaft für Sie, die Verherrlichung und die Feiern rund um die ganze Welt über Ihren Sieg: Die Welt sieht Sie als Führer in eine gerechte Welt und erwartet Ihre Entscheidungen.
Die gesamte Welt ist bereits erfreut von Ihrer Entscheidung, Guantanamo Bay zu schliessen, jeden Häftling frei zulassen oder vor ein Gericht in der USA zu stellen. Das ist es, worin alle zustimmen, dass Sie gemeinsam haben mit den Helden Lincoln, Emerson und King.
Aber die meisten dieser Männer von der Bay, sie leiden schon genug für Verbrechen, die sie nicht begangen haben. Wissen Sie, dass einer von ihnen, Omar Khadr, als er während der U.S. Invasion im Jahr 2001gefangengenommen wurde , erst 15 Jahre alt war? Er hat sechs Jahre seines Lebens in einem Loch zugebracht. Sein Verbrechen? Er ist der Sohn von Eltern, die in Afghanistan gearbeitet hatten. Mehr als Hunderte von Omar Khadrs sind dort und alle von ihnen verdienen Gerechtigkeit.
Andere, die Ihre Aufmerksamkeit beanspruchen, sind die Palästinenser. Auch sie haben für Verbrechen gezahlt, die sie nicht begangen haben für annähernd jetzt sieben Dekaden. Im Gegenteil, sie haben gezahlt für einige weitere Verbrechen. Die Palästinenser sind Opfer geworden für europäische Verbrechen gegen die Juden, wie Irans Präsident Mahmoud Ahmadinejad sagt. Heute leben sie als Gefangene in ihren Heimatland, sie kämpfen für ihr Überleben, buchstäblich!
Während Ihrer Wahlkampange sprachen Sie von Hoffnung und Wechsel und Amerika glaubte an Sie. Es hat Sie umarmt, weil es weiss, es braucht jemanden wie Sie, um einen Wechsel gegen die schlimmen Notlagen herbeizuführen.
Mr. Obama, wir im Mittlerem Osten glauben sehr an Sie. Ich weiss, hier sind einige bereits nervös über Ihre Auswahl der Leiter Ihres Mitarbeiterstabes im Weissen Haus. Ich würde lieber das gesamte Bild sehen. Der Jüdische Leiter des Stabes meint nicht notwendigerweise, dass Sie ein Anti-Araber oder Anti-Muslim sind. Diese Angelegenheit wird die Generaldirektion und das Ergebnis von Ihren politischen Massnahmen sein.
Ich gebe trotzdem den Glauben nicht auf, dass es irgend jemand kann, Hoffnung zu bringen und einen Wechsel in den höchst brisanten Regionen, es sind Sie mit Ihrem ungewöhnlichem Hintergrund, Sie repräsentieren beides: Christentum und Islam, Schwarz und Weiss und Ost und West, Sie sind einmalig an dieser Stelle, um Hoffnung und Wechsel in diese Region zu bringen, die die Wiege der Menschheit und dreier grosser Religionen ist.
Sie müssen diese Mission sofort beginnen, bevor Sie zur Gewaltanwendung schreiten, denn der Druck und Zwang wird Sie klein kriegen. Der Mittlere Osten, ganz speziell Palästina, ist der Schlüssel zum Weltfrieden. Vom Krieg gegen den Irak bis zum Militantismus in Afghanistan und Pakistan, alles ist verbunden mit Palästina. Bringen Sie Frieden in den Mittleren Osten und die Welt wird Frieden finden. Verändern Sie den Mittleren Osten und Sie haben die Welt verändert.
Aijaz Zaka Syed is Opinion Editor of Khaleej Times. Write to him at Aijaz at khaleejtimes.com
Freie Übersetzung: petrapez, Radio Utopie
Ein paar klärende Sätze
Ich muss nicht Verständnis aufbringen für die Sorgen und Ängste von Menschen, die offenbar zu kalt und gefühlsverarmt sind, um zu erkennen, welche Ängste ihre instinktlosen Demonstrationen bei Flüchtlingen und Einwanderern auslösen.
Ich muss nicht verstehen, warum Jahre nach dem Mauerfall Menschen gegen Ausländer auf die Straße gehen, nur weil sie nach über zwei Jahrzehnten nicht kapiert haben, womit Deutschland sein Geld und seinen Wohlstand verdient: mit Internationalität.
Ich muss nicht ertragen, dass eine Demonstrantin in Dresden in die Kamera spricht: “Wir sind nicht ’89 auf die Straße gegangen, damit die jetzt alle kommen” während sie so aussah, als sei sie ’89 nur auf die Straße gegangen, um bei ihrem Führungsoffizier die zu verpfeifen, die wirklich gingen. Diese Demonstrationen “Montagsdemonstrationen” zu nennen, ist eine weitere Instinktlosigkeit gegenüber denjenigen, die ’89 für Freiheit und offene Grenzen auf die Straße gingen.
Ich muss nicht akzeptieren, dass Menschen, die seit Jahrzehnten direkt und indirekt Transferleistungen in bisher ungekannten Höhen entgegengenommen haben, nun nicht einmal Flüchtlingskindern ein Dach über dem Kopf gönnen.
Ich muss nicht wie CSU und manche in der CDU die Fehler vor allem dieser beiden Parteien aus den 60er bis 90er Jahren wiederholen und diesen eiskalten Demonstranten auch noch verbale Zückerchen zuwerfen – von AfD und der anderen braunen Brut ganz zu schweigen.
Ich muss nicht christlich sein zu Menschen, die angeblich die christliche Tradition verteidigen, um dann ausgerechnet zur Weihnachtszeit Hass und Ausgrenzung zu predigen.
Ich muss nicht nach Ursachen suchen, um den niedersten Instinkt, zu dem die menschliche Rasse fähig ist, zu erkennen: Das Treten nach unten und das Abwälzen persönlicher Probleme und Unfähigkeiten auf willkürlich ausgewählte Sündenböcke.
Ich muss nicht ertragen, dass Menschen, die seit Jahren den Hintern nicht bewegt bekommen, ausgerechnet dann aktiv werden, wenn es gegen Minderheiten geht.
Ich muss nicht daran erinnern, dass die deutschen sozialen Sicherungssysteme jedes Jahr Milliarden EUR netto durch Einwanderer und deren Nachfahren eingenommen haben – und dass diese Gelder am Ende dem hetzenden Pöbel auch noch die Rente zahlen werden.
Ich muss nicht diplomatisch sein, sondern so, wie noch viel mehr Menschen in Deutschland sein sollten, offensiv:
Braune Brut von Deutschland: Ihr seid die Schande Deutschlands.
Unbarmherzig, hasserfüllt, menschenfeindlich und aus ganzem Herzen verachtenswert.